Das Rheinische Schiefergebirge entsteht < Standort C > |
Die Zerstörung des Gebirges: Vulkane und Abtragung im Perm |
Das Erdzeit-Mittelalter bricht an |
Falten, Schiefer, Gänge: ein Gebirge entsteht |
Nach unten hin nimmt der Sandanteil der Schichten zu, die nun als Zerf-Schichten von den hangenden Kaubschichten abgegrenzt werden. Die Zerf-Schichlen bestehen aus einer Wechselfolge von meist plattig gebankten, quarzitischen Sandsteinen und zwischengeschalteten tonig-siltigen Gesteinen. Sie sind erst südlich des Wanderweges, am Scharfenberg aufgeschlossen.
In den Kaub- und Zert-Schichten stecken an der unteren Saar zahlreiche Diabase, dunkelgrüne, sehr feste basaltische Gesteine. Die meist gangförmigen Vorkommen - der Burgberg in Saarburg wird aus einem solchen Gang gebildet -werden als ehemalige Zufuhrkanäle devonischer Vulkane gedeutet, die späterer Abtragung zum Opfer gefallen sind.
Im südlichsten Faziesbereich des Rheinischen Troges liegt unter und neben den Kaub- und Zerf-Schichten, die als Hunsrückschiefer zusammengefaßt werden, die mächtige Quarzitfolge des Taunusquarzits. Er ist im südlichen Hunsrück weit verbreitet. Er entstand wohl aus großen Deltasystemen im flachen küstennahen Wasser. Der Sand wurde von einem südlich gelegenen Hochgebiet im Trog, der Mitteldeutschen kristallinschwelle, geschüffet. Der sehr erosionsbeständige, harte Taunusquarzit bildet die Höhenzüge zwischen Serrig und Mettlach. Durch ihn hat sich die Saar mit der beeindruckenden Mettlacher Saarschleife einen Weg nach Norden schaffen müssen.
Die Schichten wurden während der variskischen Gebirgsbildung im ausgehenden Karbon gefaltet und geschiefert, und in einzelnen großen Stapeln zu Schuppen übereinander geschoben. Letztlich wurden sie zu einem Gebirge herausgehoben, das aber wohl niemals die Dimensionen der heutigen Alpen erreichte.
Das Zerbrechen des variskischen Gebirges an tiefreichenden Störungszonen war südlich von Saarburg von heftigem Vulkanismus begleitet. Basaltische Laven ergossen sich am Südrand des Hunsrück in die Saar-Nahe-Senke und bildeten bis zu mehrere hundert Meter mächtige Decken von Melaphyr-Mandelstein, dessen großen Gasblasen in der Region von Idar-Oberstein mit Achat und Amethyst gefüllt, die den Grundstein für die dortige weltbekannte Edelsteinindustrie legten.
Intrusionen saurer Magmen, die von katastrophalen explosiven Vulkaneruptionen begleitet wurden, ähnlich denen des Mt. St. Helens in den USA oder des Pinatubo auf den Philippinen, bilden heute die Ouarzporphyre des Nohfeldener Massivs bei Birkenfeld. Die in ihnen enthaltenen Feldspäte wurden z.T. zu Kaolinton umgewandelt der einen wichtigen Rohstoff für die Porzellanherstellung der Keramikindustrie in Mettlach darstellt.
Die nördlichsten Melaphyre finden sich bei Dreisbach, an der Mettlacher Saarschleife.
Die nächsten im
Saarburger Raum überlieferten Gesteine gehören in den Mittleren
und Oberen Buntsandstein. Sie stellen mit der steilen Schichtstufe, die
die Felsklippen bei Kastel-Staadt und im oberen Leukbachtal bilden, die
Umrahmung der Trier-Luxemburger Bucht dar. Die roten bis gelben, im Oberen
Buntsandstein auch violetten bis grünen Sandsteine , die bei Wawern
und Tawern fast 200 m mächtig werden, bauen die bewaldeten Steilhänge
des Pflauberges am Prallhang des Ayl-Wawerner Mäanders auf. An der
Basis führen sie häufig Konglomeratlagen mit gut gerundeten weißen
Milchquarzgeröllen. Die sehr typische Schrägschichtung der Sande
und Geröllhorizonte zeigt, dass diese durch Flüsse abgelagert
wurden, die zuerst den Charakter breiter, verwilderter Ströme hatten.
Später entwickelten sich diese zu mäandrierenden Flüssen,
die sich durch weite Schwemmebenen bewegten, in denen siltig-tonige Schlämme
zur Ablagerung kamen. Das Sediment wurde aus südlichen bis südwestlichen
Richtungen vom ,,gallischen Land" angeliefert.
In einem semiariden Klima entstanden bei relativ hohen Grundwasserständen Böden mit Kalk- und Kieselkrusten (Karneol), wie sie heute noch z.B. in den Mittelmeerländern oder in Australien beobachtet werden können. Voltzia heterophylla, ein für diese Zeit typischer Nadelbaum wuchs in Galleriewäldern entlang der Flüsse. Die Reste ihrer feinfiederigen Zweige können gelegentlich in dem glimmerreichen, plattigen Voltziensandstein des Oberen Bundsandsteins gefunden werden. In den lichten Wäldern ging der bis zu 6 m lange, mit den heutigen Krokodilen verwandte Saurier Chirothenum (das ,,Handtier"), auf die Jagd. Seine an Hände erinnernde Trittspuren werden gelegentlich als versteinerte Fährten auf Schichtplatten gefunden.
Die hohe Porosität und
die zahlreichen Klüfte machen den Buntsandstein zu einem sehrwichtigen
Grundwasserspeicher, der im Bereich des Mannebachtales aus zahlreichen
Brunnen ein hervorragendes Trinkwasser für die ganze Region liefert.
Vor
ca. 243 Millionen Jahren drang das Muschelkalk-Meer in die Region vor.
Zuerst wurden über den tonigen Horizonten des Oberen Buntsandstein
kalkige und dolomitische Sande (Muschelsandstein) in einem küstennahen
Flachwassermilieu abgelagert, die zahlreiche Reste von Muscheln enthalten.
Sie bilden mit ihren fruchtbaren, landwirtschaftlich genutzten Böden
die Kappe des Pflauberges.
Rote Tone und grün-graue Mergel mit Gips im Mittleren Muschelkalk weisen auf ein wieder stärker arides Klima hin, das zur Eindampfung des nun sehr flach gewordenen, vom offenen Ozean abgeschnürten Meeres in der Trierer Bucht führte. Diese sehr zum Rutschen neigenden Gesteine bilden meist die flachwelligen Hänge der Höhenzüge des Saargaus, z.B. des Hosteberges.
Die Kuppe des Hosteberges,
die vom Bocksteinfels gut zu erkennen ist, wird von den harten Dolomitgesteinen
des Oberen Muschelkalkes gebildet. Sie sind die Ablagerungen eines offenen
Meeres, das nun von Süden her aus dem Paläo-Mittelmeer die Trierer
Bucht erneut überflutete. Die Gesteine bestehen überwiegend aus
fein zerriebenen Schalen von Meerestieren wie Muscheln, Armfüßler
und vor allem Seelilien, deren Stielglieder (Trochiten) namengebend für
den unteren Schichtabschnitt (Trochitenschichten) sind. Die jüngsten
Schichten des Oberen Muschelkalks bilden auf dem Hosteberg die gebankten
Dolomite der Ceratitenschichten, in denen z.B. im Merziger Graben häufig
der Ammonit Ceratites nodosus gefunden wird.
Im Saarburger Raum sind
keine jüngeren marinen Ablagerungen des Mesozoikums (Jura und Kreide)
und des Tertiär überliefert. Wahrscheinlich zog sich das Meer
bereits in der oberen Trias, im Keuper, aus dem östlichen Bereich
der Trier-Luxemburger Bucht zurück und überließ das Gebiet
und den angrenzenden östlichen Hunsrück einer langen Phase der
festländischen Entwicklung. Im warm-feuchten Klima des ausgehenden
Mesozoikums und des Tertiär unterlagen die devonischen Schiefer und
ihre randlichen Decksedimente einer intensiven chemischen Verwitterung,
wie sie ähnlich heute in tropischen und subtropischen Gegenden beobachtet
werden kann. Unter dem üppigen Bewuchs von Regenwäldern wurden
die Schiefer gebleicht und tiefgründig in Kaolinton umgewandelt. Abgeschwemmt
sammelte er sich in Seen der umgebenden Flachländer und bildet heute
dort wichtige Tonlagerstätten als Grundlage für die Töpferindustrie
(z.B. im Westerwald oder bei Speicher in der Bitburger Bucht). Im Saarburger
Raum kann diese Verwitterung nur noch durch die Bleichung der ursprünglich
blau-grauen Schiefer auf den Hochflächen festgestellt werden.
Das Schiefergebirge wurde
während dieser Zeit allmählich eingerumpft. Im Saarburger Bereich
legte eine Ursaar in dieser Verebnungsfläche, die in einer Höhe
von knapp 400 m liegt und nach Westen allmählich in das Pariser Becken
absinkt, ein breites Trogtal an, in das sie während des nachfolgenden
Eiszeitalters des Quartär ihr heutiges steiles Tal einschnitt.
Vor etwa 1,83 Mio. Jahren,
an der Wende des Tertiärs zum Quartär, verschlechterte sich das
Klima rapide soweit, dass es bald zu einer weitgehenden Vergletscherung
der Nordkontinente kam. Während der Saale Eiszeit stieß das
Inlandeis bis an den Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges vor und
bedeckte das Ruhrgebiet. In den Kaltzeiten war die Region um Saarburg durch
ein periglaziales Klima mit Permafrost geprägt, die karge Vegetation
entsprach der einer Tundra. Es herrschten Verhältnisse wie sie heute
ähnlich noch im nördlichen Alaska und Sibirien anzutreffen sind.
In den dazwischen liegenden wärmeren Perioden entwickelte sich ein
gemäßigt humides Klima, das den heutigen Bedingungen glich.
Im Wechsel von Kaltzeiten, in denen die Saar viel Verwitterungsschutt führte und ablagerte, sowie Warmzeiten, in denen der Fluß bei starker Wasserführung sein Tal entgegen dem aufsteigenden Hunsrück eintiefte, entstanden durch Seitenerosion die großen Mäanderschlingen an der unteren Saar. Auf Terrassen blieben in bestimmten Höhenniveaus Reste der Saarschotter zurück. Die Seitenbäche, wie der Ockfener Bach, gruben sich mit steilen Kerbtälern in die Seitenhänge des Saartales ein, die in den unteren Partien mit mächtigem Hangschutt zugedeckt wurden, ebenso wie die alten Talböden in den Mäandern.
Bei starker Deformation werden mächtigere Tonlagen zusätzlich in dünnen LameIlen zerschert, auf deren Trennflächen geringe Verschiebungen stattfinden. Dieser als Schieferung bezeichnete Prozeß läßt bevorzugte Ablösungsflächen entstehen, die meist mehr oder weniger parallel zu den Achsenflächen der Falten liegen. An ihnen bricht das Gestein auseinander oder es kann an ihnen zu Dachschieferplatten gespalten werden. Diese typische Erscheinungsform der Deformation ist sicher die Ursache für den Namen des ,,Rheinischen Schiefergebirges".
Die Druckbeanspruchung und die erhöhte Temperatur in den großen Tiefen der entstehenden Gebirge führen zur Gesteinsumwandlung, der ,,Metamorphose". Hierbei wird auch Kieselsäure gelöst. Sie scheidet sich in Klüften und Spalten, die bei der Faltung aufreißen als Milchquarz (in der wasserklaren Form als Bergkristall bekannt) wieder aus. Dabei entstehen Quarzgänge wie der des Bocksteinfels, die unter günstigen Voraussetzungen auch nutzbare Erze führen können (in der Saarburger Umgebung vor allem Eisen und Mangan).
Die devonischen Schichtfolgen
im Ockfen-Schodener Raum sind intensiv gefaltet und geschiefert. Die an
den Wegböschungen und in alten Steinbrüchen aufgeschlossenen
Gesteinsfolgen zeigen nur selten die beschriebenen Faltenstrukturen. Die
vorherrschenden Trennfugen sind engständige, ebene Schieferflächen,
die durch eine spätere zweite Schieferung z.T. S-förmig verbogen
wurden. Gelegentlich sind an den Wegböschungen kleinere, stark deformierte
Ouarzgängchen aufgeschlossen. Beeindruckend durch seine Größe
ist der mächtige Quarzgang des Ockfener Bocksteinfels, der als Härtling
von der Erosion herauspräpariert wurde und daher weit über die
Verebnungsfläche der Schiefer herausragt. Große Milchquarzblöcke
finden sich als Erosionsschutt auch entlang des Wanderweges in dem steilen
Kerbtal zwischen Geisberg und Irminer Wald.
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