Ein Fluß schneidet sich ein < Standort D > |
Hebung und Eiszeiten prägen das Saartal |
Das Weinbauklima |
Die Fließgeschwindigkeit hängt maßgeblich vom Gefälle, dem Höhenunterschied auf einer bestimmten Fließstrecke, aber auch vom Flußquerschnitt und der abfließenden Wassermenge ab. Auch innerhalb des Flußquerschnittes kann sich die Geschwindigkeit rasch verändern. Mit abnehmender Reibung zur Sohle nimmt sie bei gerade fließenden Flüssen vom Rand zur Strommitte und vom Flußgrund zur Oberfläche hin zu und ist entlang eines mittigen Stromstriches am höchsten. In Flußschlingen ist der Stromstrich durch die Zentrifugalkraft zum Außenbogen hin verschoben. An dem dortigen Prailhang erodiert der Fluß die Ränder seines Bettes, am gegenüberliegenden konvexen Ufer, dem Gleithang, wird mitgeführtes Material wie Sand und Kies abgelagert. Infolge dieser Seitenerosion verstärkt der Fluß seine Windungen und bildet schließlich stark gekrümmte Mäander. Im Extremstadium kann der Fluß die Mäander schließlich an der engsten Stelle, dem Schlingenhals, durchbrechen. In der abgeschnittenen Krümmung bildet sich ein abgeschnürter Altarm, der allmählich als Moor verlandet oder mit feinkörnigen Sedimenten vollgefüllt wird. Der umflossene Berg, der nun von den übrigen Höhen abgeschnitten ist, bleibt als Umlaufberg erhalten.
Das klassische Eiszeitklima ist durch einen rhythmischen Wechsel von feucht-warmen Phasen (Interglaziale oder Zwischeneiszeiten) und feucht-kalten (Glaziale) bis trocken-kalten Phasen (Hochglaziale oder Eiszeiten) gekennzeichnet. Während der Frostverwitterung der trocken-kalten Zeiten fiel sehr viel Gesteinsschutt an, den die Saar als verwilderter, breiter Fluß bis an die seitlichen Talhänge als Kies und Sand aufschotterte, wobei sich ihr Flußbett erhöhte. Der Fluß ertrank in seinem eigenen Schutt. In den vegetationsreicheren Warmzeiten brachte sie weniger Sedimentfracht mit und schnitt sich in die eigenen Schotterkörper wieder ein. Die Aufschüttungen blieben als treppenförmige Terrassen mit Kies und Sand in einer ganz bestimmten Höhenlage zurück. Saar und vergleichbar auch die Mosel konzentrierten beim Einschneiden ihren Lauf auf einen schmalen Stromfaden, der durch seitliche Erosion die typischen Mäander formte. Diese sind sehr schön an der unteren Saar erhalten, wo zwischen der Zeit der Oberen Mittelterrasse und der Niederterrasse der lrsch-Ockfener Umlaufberg und der Ayl-Wawerner Umlaufberg (Ayler Kupp) und die dazugehörigen Täler wie das Ockfener Bach Tal oder das Wawerner Tal. Auch das ,,Tälchen", das alte Saar-(oder Moseltal?) zwischen Oberemmel, Krettnach, Niedermennig und Konz, ist ein eindrucksvoller Zeuge mäandrierender Flüsse. Die Saar durchbrach in bestimmten Zeiten die Schlingenhälse und verkürzte damit ihren Lauf. Der Mäander des Kanzemer Umlaufberges wurde erst bei der Schiffbarmachung der Saar künstlich durchbrochen um den Kanal aufzunehmen. Die alte Saar fließt heute noch in ihrem ursprünglichen Bett zwischen Schoden, Wiltingen und Kanzem.
Da sich das Gebirge während
der oben beschriebenen Prozesse hob, liegen die älteren Terrassen
höher als die jüngeren. Die sehr breite Jüngere Hauptterrasse
(etwa 1,5 Millionen bis 800.000 Jahre alt) liegt an der Saar in einem Niveau
von etwa 250 m. Die ältere Obere Mittelterrasse liegt bereits etwa
60 m, die jüngere Untere Mitlelterrasse etwa 80 m tiefer. Ihre Basis
liegt etwa 25-30 m über dem der Niederterrasse in deren zwischen etwa
130.000 und 10.000 Jahren abgelagerten Schotterkörper sich die Saar
heute einschneidet.
Die wichtigsten großklimatischen Daten des Weinbauklimas sind durch den Jahresgang der Temperatur- und Niederschlagswerte vorgegeben.
Die FIu ßtäler liegen im Bereich der 17°C-Juli-lsotherme, die einen unteren Grenzwert für den Weinbau darstellt. Julimittel von 18°C und darüber werden nicht großflächig, sondern nur auf besonders günstigen Standorten erreicht. Die Vegetationsperiode der Rebe ist an die Dauer eines Tagesmittels von mindestens 1 0°C Lufttemperatur gebunden; sie beginnt im Saartal im letzten Aprildrittel und endet um die Oktobermitte, dauert also 170 - 180 Tage. Nur selten ist diese Periode auch frostfrei, so dass Schäden durch Spät- und Frühfröste nahezu jährlich auftreten können. Auch die Wintertemperaturen können Einfluß auf den Rebanbau nehmen. Als kritischer Schwellenwert gilt ein Januarmittel um 0°C, der an der Saar nicht erreicht wird, wobei allerdings weniger die Mittelwerte, als vielmehr die tatsächlich auftretenden Minima entscheidend sind. Erfrierungsschäden treten erfahrungsgemäß, nach Rebsorten etwas verschieden, bei Temperaturen unter -18°C auf. Solche extrem tiefen Temperaturen werden nicht in jedem Jahrzehnt erreicht. Zudem ist die hauptsächlich verbreitete Rebsorte Riesling in hohem Maße frostresistent.
Niederschläge fallen,
dem ozeanischen Klimaverlauf entsprechend, ganzjährig. Maxima sind
in den Wintermonaten Dezember-Januar und in den Sommermonaten Juli-August
zu verzeichnen. Die Jahressummen liegen an der Saar weniger als 700 mm
Maxima. Der Wasserbedarf der Rebe wird im allgemeinen völlig gedeckt.
Trockene und warme Witterung ist sowohl zur Blütezeit im Juni wie
auch zur Zeit des Beerenansatzes im Juli erwünscht.
Als weiterer, jedoch weniger stark wirksamer geländeklimatischer Faktor der Reblandverbreitung erweist sich die Frostgefährdung. Mit einiger Besorgnis sehen die Winzer Jahr für Jahr den ersten vier bis fünf Wochen der Rebvegetation entgegen, denn vom ersten Austrieb der Rebe im letzten Aprildrittel bis Ende Mai können jederzeit Spätfröste auftreten und den gesamten Jahresertrag gefährden.
Doch auch die Wahrscheinlichkeit der Frostgefährdung ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden. So sind Zonen stärkster Frostgefährdung vor allem die Talböden des Umlauftales, deren feuchte Standorte ausschließlich von Grünland eingenommen werden. Der bei Inversionslagen über dem Talgrund entstehende Kaltluftsee kann die untersten Reblagen noch erreichen; sie liegen in einer Zone mit häufiger Gefährdung. Mit zunehmender Höhe über dem Talboden nimmt die Frostgefährdung kontinuierlich ab. Am schwächsten ist sie in den höchsten Hang-teilen entwickelt, zumal der Wald auf der Hochfläche das Entstehen und Abfließen von Kaltluft verhindert.
Sehr gute Weinbergslagen sind also neben ihrer Hangneigung und Exposition auch dadurch ausgezeichnet, dass sie nur selten oder überhaupt nicht von Inversionslagen heimgesucht werden, die Erfrierungsschäden verursachen oder infolge der Temperaturabsenkung die Vegetation hemmen könnten. Neben der Qualität ihrer Ernteergebnisse weisen solche Lagen als weiteren ökonomischen Vorteil auf, dass Investitionen zur Frostschadensbekämpfung nicht erbracht werden müssen.
Webdesign: Klemens Minn, 7. August 2000